Die allermeisten Jugendverbände werden durch öffentliche Gelder finanziert, die Jugendfeuerwehren, Fußballvereine, Jugendorganisationen von Parteien oder die Junge Presse Niedersachsen. Diese Jugendverbände leisten einen elementaren Teil der Bildung, die in der Schule nicht geleistet werden kann. Jugendliche lernen in diesen Verbänden Debattenkultur, die Basics der Feuerwehrarbeit oder eben den verantwortungsvollen Umgang mit Medien. Jugendverbände übernehmen also wichtige Aufgaben für die Gesellschaft und werden – zurecht – aus öffentlichen Geldern gefördert. Diese Förderung wird über die Bundesländer geregelt, jedoch in jedem Bundesland auf eine andere Weise. In Niedersachsen funktioniert es in etwa so: Anerkannte Trägerinnen der Jugendarbeit bekommen zweckgebundene Gelder für Bildungs- arbeit und die Verwaltung des Verbandes. Um nachzuweisen, dass man die Bildungs- arbeit, die das Land fördert, tatsächlich leistet, gibt es eine vorgeschriebene Zahl an „Teilnehmertagen“, die ein Jugendver- band erfüllen muss. Dafür werden bei je- der Bildungsmaßnahme Listen ausgeteilt, in die sich alle Teilnehmerinnen von Veranstaltungen eintragen müssen. So weit, so verständlich: Gelder werden verteilt und man muss nachweisen, dass man sie tatsächlich für die Jugendarbeit nutzt.
Was ist jetzt das Problem?
Es gibt zu viele Teilnehmertage und zu wenig Geld!
Zahlreiche Verbände sind verzweifelt und wissen nicht, wie sie die vielen vorgeschriebenen Teilnehmertage erfüllen sollen. Vor allem kleine Verbände, die nicht über ein riesiges Netz an aktiven Mitgliedern verfügen oder keine mitgliederstarken Regionalverbände vorweisen können, müssen eine überproportionale Anzahl an Teilnehmertagen erfüllen und praktisch jedes Wochenende Seminare mit mindestens 30 Teilnehmer*innen organisieren – eine unglaubliche Belastung.
Bildungsmaßnahmen zu organisieren, kostet Geld, na klar, deshalb werden sie ja auch gefördert. Doch handelt es sich bei Seminarhäusern und Verpflegung um keine stabile Währung, bei Honoraren, die man für Referent*innen bezahlt, noch viel weniger. Inflation, steigende Strom- und Gaspreise und so weiter gehen an zu organisierenden Seminaren nicht vorbei und deshalb müssen Jugendverbände ganz genau aufs Geld schauen, denn die Zuwendungen die es gibt, sind seit Jahren nicht erhöht worden. Und Appelle diese Zuwendungen zu erhöhen, werden von der Politik nicht gehört. Oder doch bewusst ignoriert?
Im Gegenteil, Förderungen werden gekürzt!
Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise der Haushalt der Stadt Hannover gekürzt, um Geld einzusparen. Zahlreiche Kultureinrichtungen und Verbände riefen unter dem Banner der „Vereinten Kultur“ zum Protest gegen die Kürzungen auf. Auch Jugendverbände, deren Arbeit von der Stadt getragen werden, sind von diesen Kürzungen betroffen. Und der Protest, der hilft: „Am Donnerstag, den 25.01.2024, traten Oberbürgermeister Belit Onay und Stadtkämmerer Axel von der Ohe am Nachmittag vor die Protestierenden aus den bedrohten Bereichen und verkündeten, dass das soeben in den Rat eingebrachte Haushaltskonsolidierungskonzept für 2025/26 keine Kürzungen der Zuwendungen mehr beinhaltet!“ schreibt die Initiative Vereinte Kultur auf ihrer Website.
Vielleicht wird es auch Zeit für Protest auf Landesebene? Eines steht fest, die prekäre Situation, in der Jugendverbände seit Jahren stecken, muss beendet werden.
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