Keine Finanzierung eines Tickets für den ÖPNV nach der zehnten Klasse? SPD-Politiker Marcus Bosse im Gespräch.
Der erste Landkreis in Niedersachsen, der den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) für die Sekundarstufe 1 und 2 sowie für Auszubildende ohne Einkommen kostenfrei ermöglicht, ist Wolfenbüttel. Hierfür hat sich auch Marcus Bosse von der SPD eingesetzt, der uns Rede und Antwort steht. Seine Karriere hat in Wolfenbüttel und Umkreis begonnen und mittlerweile ist Bosse im Niedersächsischen Landtag als Umweltsprecher tätig.
Allzweckwaffe ÖPNV?
Das deutsche Grundgesetz verpflichtet in Artikel 3 zur Chancengleichheit. Dennoch berichtet Bosse von Schüler*innen eines kleinen Dörfchens ohne funktionierenden ÖPNV. Genau aus diesem Grund hat er sich in seiner Herkunftsstadt Wolfenbüttel mit diesem Problem beschäftigt. Schließlich werden die Schüler*in so gezwungen, die hohen Ticketkosten zu bewältigen oder sie motorisieren sich durch einen Führerschein für einen Motorroller oder ein 125er Motorrad. Dies führt jedoch wieder zu mehr Treibhausgasen. Diese geschaffene Freiheit und Mobilität lässt sich selbst durch die Finanzierung des ÖPNV nicht ersetzen, weil dieser im ländlichen Feld nur schlecht ausgebaut ist und so zu wenige Fahrten in zu großen Abständen vorgenommen werden.
Der schlechte ÖPNV lässt sich auf beispielsweise den zeitlich langen Ausbau von den Strecken auf dem ländlichen Raum zurückführen. Einen Grund dafür sieht Bosse in der Privatisierung der Bahn, die laut ihm eine irrwitzige Idee war. Die Investitionen der Regierung sieht er an den falschen Stellen, stattdessen solle mehr Geld zum ÖPNV fließen.
Vorreiterrolle für Niedersachsen
Weitere seiner Ziele im Bezug auf Klimaschutz ist die Verankerung des Klimaschutzgesetzes von den Grünen und der SPD in die Niedersächsische Verfassung, damit es – wie er im Gespräch betont – „ein dauerhaftes Thema“ bleibt. Der Entwurf sieht eine Senkung der CO2– Emission um 55% bis 2030 von dem Ausstoß des Jahres 1990 vor. Aber dieser Durchsetzung stehen „die größten Bremser“, wie Marcus Bosse das Wirtschaftsministerium nennt, im Weg. Zwar wollen die Gegner*innen auf die Bundespolitik warten, schließlich hat diese eine größere Wirkung, aber Bosse will Niedersachsen mit dem Gesetz zum Vorreiter machen. Das Klimaschutzpaket der Bundesregierung vom 20.09. hält er nicht für den „großen Wurf“. Erneut fehlen Bosse die fehlenden Investitionen in den ÖPNV, aber auch in die Forschung und Entwicklung.
„Nichts bleibt, wie es ist. Es ist alles im Umbruch“, erklärt der SPD-Politiker. Die Klimapolitik sei ein riesiger Tanker, der langsam umgeschwenkt werden muss, schließlich hängt viel daran. Ein oft genannter Punkt ist, dass die Politik die Leute abholen muss und dass viele noch nicht bereit dazu sind. Doch für den weiteren Weg findet Bosse einen klaren Slogan: „Ich glaube wir sind spät dran, aber nicht zu spät!“
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