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Wie geht es weiter mit den Jugendverbänden?

Ausgefallene Veranstaltungen, keine Teilnehmenden: Das Corona-Virus bedroht Jugendverbände in Niedersachsen und den anderen Bundesländern. Damit diese die ausfallenden Aktivitäten ausgleichen können, fordern die Landesjugendringe nun Hilfsmaßnahmen.

Jugendarbeit lebt davon, sich zu treffen, auszutauschen und so gemeinsam Dinge auf die Beine zu stellen und tolle Erlebnisse zu teilen. Das Coronavirus trifft daher viele Jugendverbände hart. Seit dem 18. März sind in Niedersachsen sämtliche Veranstaltungen verboten, darunter auch Vereinsaktivitäten mit mehr als zehn Personen. Solche Treffen sind sogar ganz untersagt, schaut man in die Leitlinien von Bundesregierung und den Ländern. Am 22. März wurden diese um ein weitgreifendes Kontaktverbot erweitert – an Aktivitäten und Veranstaltungen in Vereinen, selbst nur in Kleinstgruppen, ist gerade nicht zu denken. Mindestens bis zum 18. April gelten diese Regeln, wie es danach weiter geht, ist ungewiss.

Daher haben Jugendverbände im ganzen Land Veranstaltungen abgesagt, meistens erst einmal bis Ende April. Die Naturfreundejugend Niedersachsen oder die Niedersächsische Landjugend beispielsweise lassen in diesem Monat Seminare ausfallen, die Veranstaltungen im Mai finden laut der Website nach dem aktuellen Stand statt. Auch die Junge Presse Niedersachsen muss Seminare und Treffen absagen oder sie per Videokonferenz abhalten, auch das Jugendmediencamp Nordwest fällt dem Virus zum Opfer. „Wir haben erstmal alle Veranstaltungen bis zum 19. April abgesagt, danach schauen wir weiter“, erklärt Florian Bastick vom JPN-Vorstand. Bei der JPN geht durch digitale Lösungen die Vereinsarbeit weiter, das gesellschaftliche Vereinsleben ist hier, wie bei anderen Vereinen auch, zum Erliegen gekommen.

Wenn keine Veranstaltungen mehr stattfinden oder bereits geplante Aktivitäten ausfallen müssen, stellt das Vereine vor finanzielle Probleme: Bis diese offiziell von der Regierung verboten wurden, blieben Vereine auf eventuell anfallenden Stornogebühren sitzen, falls sie sich entschieden, Veranstaltungen als Vorsichtsmaßnahme abzusagen. Seit dem Kontaktverbot müssen sie allerdings wohl keine Stornokosten mehr zahlen, schätzt der Landesjugendring (LJR) Niedersachsen. Weil es sich bei dem Verbot um „höhere Gewalt“ handele, wird zum Beispiel bei gebuchten Unterkünften der Vertrag aufgelöst und der Verein bekommt in der Regel sein Geld zurück.

Allerdings, schreibt der Landesjugendring, müssen die Vereine auch Teilnahmebeiträge an die Teilnehmenden zurückzahlen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass diese Beiträge oft nicht kostendeckend berechnet sind, die Vereine also für Unterkunft, Verpflegung oder Bahntickets meist draufzahlen, um die Kosten für die Teilnehmenden gering zu halten. Zusätzlich fallen auch andere Einnahmequellen für die Vereine weg – zum Beispiel durch fehlende Spendenaktionen. Ebenso bleiben manche Kosten trotz Absage bestehen, wie größere Anschaffungen oder Personalkosten. „Für einige kleine Verbände könnten die Verluste sogar existenzbedrohend sein, da die Vereine kaum Rücklagen haben“, schreibt der Landesjugendring auf seiner Website.

Daher forderte der LJR bereits zu Beginn der Corona-Krise, dass die niedersächsische Landesregierung und der Landtag den Jugendverbänden anfallende Stornokosten erstatten. In einem Appell an die Konferenz der Jugendministerium fordern fast alle Landesjugendringe, dass der Bund beziehungsweise das Land die Kosten übernimmt, wenn Einrichtungen offiziell geschlossen werden müssen. Dies betrifft vor allem Jugendbildungsstätten oder Jugendherbergen, denen durch fehlende Gäste nun die Pleite droht. Auch für Vereine, die auf diese Einrichtungen angewiesen sind, wäre das fatal. Inzwischen hat das Land Niedersachsen gegenüber dem NDR angekündigt, kleine Vereinen mit einem Hilfsprogramm zu unterstützen. Wie genau das ablaufen soll, teilte das Ministerium noch nicht mit.

Viele Verbände, darunter auch die JPN, müssen jedes Jahr eine bestimmte Zahl von Teilnahmetagen nachweisen, um finanzielle Förderung vom Land zu erhalten. Kommen sie darunter, kann es sein, dass sie weniger Geld bekommen und sogar eventuell Bildungsreferent*innen-Stellen verlieren. In dem gemeinsamen Appell der Landesjugendringe fordern diese daher, dass es eine Sonderregelung für die Berechnung der Förderung in Bezug auf die Teilnahmetage geben soll.

Immerhin: Das niedersächsische Sozialministerium hat erklärt, dass Webinare oder ähnliche Online-Maßnahmen als Teilnahmetage anrechnet werden können. Solche Veranstaltungen plant die JPN bereits, um nach wie vor Angebote für junge Medieninteressierte realisieren zu können. Der LJR empfiehlt, diese durch Teilnahmelisten, Screenshots oder andere technische Möglichkeiten nachzuweisen. Er will die nächsten Wochen weiter Gespräche mit dem Land führen.

Elena Everding

ist Vorstandsmitglied der Jungen Presse Niedersachsen, studiert in Hannover Politikwissenschaft im Master und arbeitet als Freie Journalistin. Das JPN-Journal und der dazugehörige Blog ist ihr Herzensprojekt - ab und zu schreibt sie hier auch selbst.

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