Er ist der Redaktionsleiter des „Kleinen Fernsehspiels“ beim ZDF. Als dieser behält er einen redaktionellen Überblick, hat aber auch den Auftrag, sich darum zu kümmern, dass mit Nachwuchsfilmemacher*innen gut umgegangen wird. Denn diese sind neben ihm selbst der wichtigste Teil des Projekts: Die Redaktion möchte kleinen und bisher kaum veröffentlichten Autor*innen die Umsetzung ihrer Filmideen ermöglichen.
Dabei kann sich jede*r mit einer Filmidee bei der Redaktion bewerben, inwiefern Projekte umgesetzt werden, ist dann nochmal eine ganz andere Frage. Wenn ein Projekt die Redaktion interessiert, dann kommt es zunächst zu weiteren Gesprächen in denen man gemeinsam überlegt, inwiefern der Film so umsetzbar ist.
Man lerne in dieser Zusammenarbeit die Autor*innen sehr genau kennen und merke schnell, ob die Chemie zwischen Autor*in und Redaktion passt,
so Burkhard Althoff.
Dennoch gehe es der Redaktion nicht darum, eine eigene Meinung oder Agenda durchzusetzen. Der Film muss selbstverständlich mit den Grundwerten des ZDF vereinbar sein, der Fokus liege aber darauf, neuen Ideen eine Starthilfe zu geben und im Sinne der Kreativen zu handeln. Und der neue Film muss nicht in das bisherige Programm passen, es gehe auch darum, das Publikum zu erweitern und Frische ins ÖR-Programm zu bringen. Denn noch immer sind es mehrheitlich Menschen der Altersgruppe 50 plus, die die Angebote des ZDF konsumieren.
Erfolgreiche Produktionen
Dass das Kleine Fernsehspiel mit seinen Produktionen auch bisher unbekannten Filmemacher*innen zu Bekanntheit verhelfen kann, hat unter anderem „Systemsprenger“ gezeigt. Der Film von Nora Fingscheidt handelt von der neunjährigen Benni, die durch ihre unberechenbaren Wutausbrüche für das Jugendamt einen Härtefall darstellt, der oft als sogenannter „Systemsprenger“ bezeichnet wird. Durch das Kleine Fernsehspiel produziert, wurde er sogar als Kinofilm ausgestrahlt und gewann unter anderem den Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele und wurde „Bester Film“ beim Europäischen Filmpreis. Heute ist Nora Fingscheidt Filmregisseurin und Autorin, die durch ihre erlangte Bekanntheit häufiger die Möglichkeit bekommt, ihre Filmideen zu verwirklichen.
Ebenfalls bekannt sein dürfte vielen Jugendlichen die Webserie DRUCK, die sich um in Berlin lebende Teenager, ihre Sorgen, Nöte und Lebensumstände dreht – und gerade wegen ihrer Authentizität und Diversität der Charaktere gefeiert wird. Sie ist ein erfolgreiches Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen dem Kleinen Fernsehspiel und dem öffentlich-rechtlichen Online-Netzwerk FUNK, das die Serie auf YouTube veröffentlicht. Außerdem zeigt sie, wie das ZDF es schafft, das eigene Angebot auf jüngere Altersgruppen zu erweitern. Genauso gäbe es Produktionen, bei denen man im Vorhinein merkt, dass man sie nicht umsetzen kann oder dass Redaktion und Autor*in verschiedene Vorstellungen von der Umsetzung haben, berichtet Althoff.
Junge, frische Ideen seien aber immer willkommen und nicht selten ließen sich versteckte Talente entdecken. Selbst wenn es mit der Finanzierung und Umsetzung eines Filmes nichts wird: Auch studentische Praktika in der Redaktion sind Film- und Medieninteressierten möglich.
Wird das Fernsehen jetzt wieder jünger?
Es bleibt die Frage, inwiefern diese Förderung junger Filmemacher*innen auch langfristig für eine Verjüngung des Publikums sorgt. Schließlich sind bei Jugendlichen soziale Medien und Streamingdienste viel gefragter als das klassische Fernsehen. Die JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest stellte 2021 fest, wenn es um täglichen Konsum geht, konsumieren mehr Jugendliche Medien im Internet, vor allem Videos, als lineares Fernsehen. Auch die bereits erwähnte Serie DRUCK wird nur über YouTube und die ZDF/FUNK Mediathek verbreitet, nicht im Fernsehprogramm ausgestrahlt. Innovation beim Fernsehen, das zeigt sich gerade, wird vermutlich auch heißen, dass die Sender in Zukunft immer mehr auf soziale Medien, Mediatheken und Streamingdienste setzen werden. Der Prozess hat schon längst begonnen. Nicht nur die Produktion von eigenen Online-Inhalten über FUNK, auch der Instagram-Kanal von ZDFinfo oder das SWRHandwerkskunst-Format auf TikTok zeigen, dass sich die Fernsehsender des Wandels längst bewusst sind.
Doch heute kann in kürzester Zeit jede*r mit einer Kamera und Interzugang ein eigenes Videoformat auf die Beine stellen und mit etwas Glück schnell bekannt werden. Kann das Fernsehen da noch lange mithalten?
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