Joachim Schaller wurde 1962 geboren und ist Rechtsanwalt in Hamburg. In seiner Schulzeit schrieb er für die Schüler*innenzeitung „Humanist“ am Max-Planck-Gymnasium und später die „Links’rum“ der Juso-Schüler*innengruppe Göttingen. Von Mai 1983 bis März 1987 war er als Vorstandsmitglied zunächst Geschäftsführer in der JPN. Ab 1984 war er der letzte Vorsitzende der JPN, bis durch eine Satzungsänderung der kollektive Vorstand eingeführt wurde. Joachim erzählt uns, dass er die ersten Kontakte zur JPN bereits einige Jahre vorher, um 1976/77 gehabt habe.
Vereinsalltag
Früher … in einer Zeit ohne Smartphones gab es Regionalgruppen. Das waren Gruppen aus Aktiven aus einer Stadt oder Region, die sich oft getroffen haben. Mal ging es um JPN-interne Dinge, wie die Planung von Seminaren im eigenen Wohnort, oft aber auch einfach um die gemeinsame Freizeitgestaltung. Joachim sagt, das Schöne daran sei der Kontakt vor Ort gewesen. Die Vernetzung innerhalb der JPN fand primär per Telefon, aber auch über Briefe statt. Eine Kommunikation mit mehr als zwei Personen gab es nur bei persönlichen Treffen wie Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen, denn Telefonkonferenzen waren noch nicht möglich.
Heute … im digitalen Zeitalter läuft die Kommunikation in der JPN hauptsächlich online ab. Als Kommunikationstool nutzen wir Slack, einen Messenger, der sowohl die Eins-zu-Eins-Kommunikation als auch Gruppenchats ermöglicht. Doch den wirklichen digitalen Durchbruch hat bei uns erst Corona verursacht. Vorher hatten wir natürlich E-Mails, für Vorstandstreffen gab es jedoch Räume in einem Telefonmeeting. Seit dem Corona-Lockdown nutzen wir Zoom für Videokonferenzen – zeitweise haben sich sogar unsere Seminare immer mehr zu Webinaren, also Online-Seminaren, oder Hybridseminaren entwickelt, Mehrmals im Monat treffen sich Büro und Vorstand in solch einer Zoomkonferenz, um anliegende Themen zu besprechen und sich auszutauschen, auch die Seminarplanung findet komplett online statt.
Doch wo wir jetzt auch wieder vermehrte Treffen in Präsenz haben, merken wir: Wie auch zu Joachims Zeit in der JPN sind persönliche Treffen einfach am schönsten!“
sagen die Autorinnen.
Seminare
Früher … zu Joachims Zeit in der JPN gab es noch nicht so viele Seminare. Ein Problem war die Finanzierung, ein Referent*innenhonorar gab es nicht. Einige Seminare konnten durch Kooperationen stattfinden, wie beispielsweise mit der Friedrich-Ebert-Stiftung. Doch trotzdem stand immer die Forderung im Raum, unabhängig von solchen Stiftungen zu sein.
Heute … sind unsere Seminare das Hauptaushängeschild des Vereins. Mit mehr als zehn Seminaren jährlich und etlichen Talks ist dies eine tolle Möglichkeit, an der JPN teilzuhaben und sich zu vernetzen. Verglichen zu anderen Jugendpresselandesverbänden stechen bei uns vor allem der Umfang und die Vielfalt dieser Seminare hervor.
Zensur
Früher … war die Schüler*innenzeitungszensur ein großes Problem. Joachim und weitere Aktive der JPN haben die Zensur immer wieder zum Thema gemacht und sogar mit Politiker*innen im Landtag darüber geredet. Sie haben sich für die Abschaffung der SZ-Zensur eingesetzt und einen eigenen Gesetzentwurf zur Abschaffung der Schüler*innenzeitungszensur geschrieben. Nachdem 1990 in der Regierung ein Wechsel von der CDU zur SPD stattfand, ist im Rahmen einer Änderung des Schulgesetzes der Paragraph 67 (die Vorschrift zur SZ-Zensur) gestrichen worden.
Das ist ein Punkt, der mir gezeigt hat, dass sich ein langwieriges Bohren dicker Bretter im Leben einfach lohnt. Dass das Erfolg haben kann. Es ist wichtig, am Ball zu bleiben und sich nicht entmutigen zu lassen, wenn nicht direkt alles funktioniert.“
sagt Joachim.
Heute … ist noch immer nicht allen Schulen klar, dass Schüler*innenzeitungen nicht zensiert werden dürfen. Schüler*innenzeitungen unterliegen der Pressefreiheit und dürfen daher weder zensiert noch überhaupt von Schulleitungen (oder anderen Lehrkräften) verändert werden. Bereits seit vier Jahren gibt es nun mit „Unzensiert“ von der JPN einen Schüler* innenzeitungswettbewerb für On- und Offline-Schüler*innenzeitungen in Niedersachsen. Für uns als Verein ist der Wettbewerb eine wichtige Möglichkeit, Themen wie Zensur anzusprechen und die teilnehmenden Redaktionen weiterzubilden. Denn durch die Teilnahme werden die Redaktionen dazu eingeladen, sich mit ihren eigenen Strukturen auseinanderzusetzen, ihre Unabhängigkeit zu stärken und sich mit anderen Redaktionen dazu auszutauschen. Auch das monatliche Vernetzungstreffen für Schüler*innenzeitungen bietet diese Gelegenheit. So trägt die JPN auch heute noch das Erbe des Kampfes gegen die Zensur weiter und kürt mit einem Sonderpreis für „Kritische Berichterstattung“ sogar Zeitungen, die in dieser Hinsicht überhaupt kein Blatt vor den Mund nehmen.
Journal
Früher … zu Joachims Zeiten bei der JPN erschien das Journal vier- bis achtmal pro Jahr. Und das, obwohl die Layout- und Druckmethoden natürlich noch ganz andere Standards hatten als heute. Das Journal wurde bis tief in die Nacht gelayoutet. Es gab Vorlagen mit Millimeterpapier, auf die die fertigen Texte mit „Fixogum“ geklebt wurden. Bei Tippfehlern musste der Text entweder von der Vorlage gelöst und nochmal geschrieben werden oder Tipp-Ex war die Rettung. Für Überschriften wurden Rubbelbuchstaben genutzt. Außerdem gab es z.B. bei der JUZIWOB (Jugendzeitungsinitiative Wolfsburg, eine Regionalgruppe der JPN) von unten beleuchtete Tische, auf denen konnten die Texte professioneller auf die Vorlagen gebracht werden. – Die Schnittkanten der Texte waren im fertigen Journal trotzdem meist zu erkennen. Wirklich bunt war das Journal nicht, schwarz-weiß war die prägnante Farbe.
Heute … erscheint das Journal zweimal pro Jahr. Wir verschicken meist eine Ausgabe vor den Sommerferien und die andere vor den Weihnachtsferien – das klappt mal besser und mal weniger. Zum Layouten treffen wir uns ähnlich wie damals zu Layoutabenden im JPN-Büro, die auch meist bis tief in die Nacht andauern. Doch Millimeterpapier liegt bei uns nicht auf dem Leuchttisch (den es natürlich auch nicht mehr gibt). Wir sitzen vor unseren Laptops und nutzen das Programm InDesign. Wir layouten also digital, trotzdem fühlt es sich oft wie „herumbasteln“ an. Manch eine*r wolle sagen, „was ein Luxus“! – Richtig, doch auch InDesign bringt immer neue Probleme auf, die Nerven kosten. Manchmal vielleicht sogar mehr als analog.
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