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Kein Platz mehr im Kunstmuseum der Weltgeschichte

Es ist berechtigt, zu hinterfragen, ob es aktuell Innovation in der Kunst gibt. Zumindest, dass es Innovation mal gegeben haben muss, lässt sich der logischen Folge entnehmen, dass die Kunst der Gegenwart nicht identisch mit der der Vergangenheit ist. Wenn es wirklich überhaupt keinen Anteil an Innovation gegeben hätte, dann würden wir uns heutzutage Höhlenmalereien angucken.
Allerdings gibt es auch Einiges, das dafürsprechen würde, dass wir bald keine Innovation in der Kunst haben werden oder es sie schon jetzt nicht mehr gibt.
In so vielen Filmen ist die Storyline nach derselben Struktur aufgebaut. So beschreibt Blake Snyder in seinem Buch „Save the Cat“, dass sich Filme teilweise von Anfang an vorhersagen lassen können, ohne vorher etwas über sie gewusst zu haben.
Wie kann man dann in der Filmkunst noch von Innovation sprechen?
Auch in anderen Künsten ist Recycling von altem Material kein Fremdwort. Auf dem YouTube-Kanal „Vsauce“ ging man 2012 so weit und fragte sich im Video „Will We Ever Run Out of New Music“, ob uns irgendwann wortwörtlich neue Musik ausgeht. In dem Video bespricht der Ersteller des Kanals Michael Stevens die Möglichkeit, dass es zu einem Zeitpunkt kommt, an dem alle möglichen Aneinanderreihungen von Tönen in einem Lied bereits existiert haben. Die Nummer der Wahrscheinlichkeit ist zwar sehr lang, doch ein Ende existiert durchaus. Nun könnte man direkt zustimmen, dass tatsächlich ein Zeitpunkt kommen wird, an dem es keine neue Musik mehr geben wird. In dem genannten Video wird konkretisiert, wie lang diese Zahl ist. Der YouTuber vergleicht es mit den Anzahlen an Atomen, die unterschiedliche Dinge ausmachen. So hat die Zahl der Atome der ganzen Erde etwa 50 Stellen, was dieser Länge entspricht: 10.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.

Sonnenblumen? Neu ist das nicht.


Doch die Anzahl aller möglichen Audiodateien, die fünf Minuten lang sind, passt gar nicht auf diese Seite. Die Rede ist von einer Zahl mit 63 Millionen Stellen. Auch wenn die Zahl nicht spezifisch für Lieder ist, scheint es doch sehr fern, dass es zu diesem besagten Moment in der Musik kommt – in dem Video wird sich jedoch noch mehr mit dieser Kalkulation auseinandergesetzt.
Es ist wichtig, zwischen einem Werk zu unterscheiden, dass von bereits bestehenden Werken etwas nimmt, aber nichts neu erfindet und einem Werk, dass durch Inspiration etwas Neues kreiert. Inspiration ist in jeder Form der Kunst vermutlich etwas Unvermeidbares. Dies schließt aber nicht die Existenz von Innovation aus, denn die Bekanntesten der Weltgeschichte haben sich auch inspirieren lassen oder haben etwas getan, das es bereits gab. Ständig nutzen Malerinnen dieselben Bildzitate. Schon das Motiv für William Shakespeares „Romeo und Julia“ wurde vor seiner Zeit mehrere Male adaptiert, wie in der Antike in der Sage „Pyramus und Thisbe“ oder auch nach seiner Zeit in „West Side Story“. Und Elvis Presley, der erfolgreichste Solo-Artist aller Zeiten, hat und hatte einen immensen Einfluss auf viele Menschen, obwohl er in seinem gesamten Leben zuvor noch nie ein einziges Lied geschrieben hatte. Es stimmt, dass vielleicht keine neuen Farben oder Noten erfunden werden können, doch trotzdem sind die Gemälde von Vincent van Gogh und Salvador Dalí oder die Songs der Beatles und Kendrick Lamar nicht identisch, denn es kommt darauf an wie man die gegebenen Mittel verwendet und damit etwas erschafft. Innerhalb derselben Zeit, Epoche oder desselben Stils sind Parallelen zwischen Künstlerinnen vorhanden. Doch die Künstler*innen, die mit ihren Werken am meisten die Zeit prägen, sind die, die in der Gegenwart innovativ genannt werden können.

Sebastian Wimmer

ist 16 Jahre alt, geht in die elfte Klasse und würde sich als Sequel seiner Eltern als eher weniger innovativ bezeichnen.

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