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Deutschlandfunk Nova: „Es ist kompliziert. Dazu guter Pop.“

Was bedeutet es eigentlich, Medien speziell für junge Menschen zu machen? Das will ich herausfinden und habe im Zuge dessen die Redaktion von Deutschlandfunk Nova, einem Radiosender für junge Erwachsene, in Köln besucht.

Ich stehe in der Redaktion von Deutschlandfunk Nova. Markus Frania, Redakteur beim Deutschlandradio, führt mich herum. Das Deutschlandradio gehört zu den öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten und beherbergt neben Deutschlandfunk Nova die Sender Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur. Alle drei Sender werden vor allem von Akademikern gehört, welche anspruchsvoll aufgearbeitete Informationen bevorzugen. Deutschlandfunk Nova sei allerdings für eine jüngere Zielgruppe konzipiert, erklärt mir Markus Frania.

„Deutschlandfunk Nova richtet sich an eine deutlich jüngere Zielgruppe“

Markus Franca, Deutschlandfunk Nova

Innerhalb der Redaktionsräume wirkt alles etwas frischer und lebendiger als in herkömmlichen Radiostudios. Vor allem Jüngere arbeiten hier, zumeist an Stehtischen. Flexibel in ihrer Arbeitsweise sein ist hier essentiell. So ist eine der RedakteurInnen beispielsweise neben der Recherche auch für das Verlesen der Nachrichten zuständig, gleichzeitig wird viel ausprobiert und experimentiert. Innerhalb des Deutschlandradio-Gebäudes wirkt die Redaktion fast wie ein Start-Up inmitten eines klassischen Unternehmens.

Zielgruppe: Jung, weiblich, ungebunden

Wie genau sich Nova die Zielgruppe vorstellt, erläutert Frania, während wir die Nachrichten live im Studio verfolgen. Die idealtypische Nova-Hörerin sei weiblich und 29 Jahre alt. Des Weiteren habe sie noch keine Familie gegründet und besitzt einen akademischen Abschluss. In der Redaktion wurde diese Hörerin „Hannah“ getauft. Allerdings muss Markus Frania auch zugeben, dass sie momentan noch einige Jahre vom optimalen Alter ihrer Zielgruppe entfernt sind – und zwar liegen sie darüber. Man befinde sich jedoch auf einem guten Weg.

Wieso der Sender vor allem von jüngeren Menschen gehört wird, hat vielfältige Gründe. Der Sender versucht durch eine umgangssprachliche Wortwahl Nachrichten einfacher und verständlicher zu machen. Außerdem bekommen die ZuhörerInnen mehr Kontext zu politischen Hintergründen, als bei den regulären Nachrichten des Deutschlandradios. Auch die Musik ist auf die Zielgruppe zugeschnitten und zeichnet sich durch alternativen Pop aus. Eher unbekannte InterpretInnen sind bei Deutschlandfunk Nova des Öfteren zu hören.

„Es ist kompliziert. Dazu guter Pop.“

Motto von Deutschlandfunk Nova

Das war jedoch nicht immer so: Musik gehört bei Deutschlandfunk Nova erst seit 2014 fest zum Programm, zuvor bestand der 2010 gegründete Sender fast ausschließlich aus Features sowie Wissenssendungen und lief unter dem Namen DRadio Wissen. Erst letztes Jahr erhielt der Sender bei einem Relaunch seinen jetzigen Namen. Das neue Motto: „Es ist kompliziert. Dazu guter Pop.“

Podcasts beleben Wissenssendungen neu

Verschwunden sind die Wissenssendungen nicht, sie laufen sogar besser als je zuvor. Das Zauberwort lautet hier Podcast. Deutschlandfunk Nova vertreibt viele seiner Sendungen inzwischen erfolgreich als Podcasts bei Spotify, erklärt Markus Frania. Er erklärt dies damit, dass linearer Medienkonsum bei der Zielgruppe von Deutschlandfunk Nova immer unwichtiger wird.

So geht der Sender bei den Empfangsmöglichkeiten seines Programms ins Unkonventionelle und ist nicht über herkömmliche Radios zu empfangen. Stattdessen wird das Programm über die Webseite von Deutschlandfunk Nova gestreamt oder ist über das digitale Radionetz DAB+ zu erreichen. Trotzdem steigt die Reichweite stetig.

Deutschlandfunk Nova schafft es, junge Menschen zu erreichen. Und das einem klassischem Medium, dem Radio. Das liegt nicht allein an der modernen und ausgefallenen äußeren Erscheinung des Senders, sondern auch an der Arbeitsweise innerhalb der Redaktion. 

Florian Bastick

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