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Von Phrasen, Plattitüden und Mitleidsminen

Ist die Sicht von Nichtbehinderten auf Behinderte nicht total überheblich? Und was wünschen sich behinderte Menschen von der Berichterstattung in den Medien? Wir wollten es genauer wissen und machten uns auf den Weg nach Berlin, um mit Menschen zu sprechen, die sich bereits mehr Gedanken zu dem Thema gemacht haben. Neben Besuchen bei der Paralympics Zeitung und der Lebenshilfe stand auch ein Gespräch mit der Journalistin und Autorin Denise Linke an. 

Unsere Vorab-Recherche zum Thema Behinderungen ergab bereits Erstaunliches: Oder wusstet ihr, dass jeder achte Deutsche behindert ist und dass nur vier Prozent aller Behinderten von Geburt an behindert sind? Wusstet ihr, dass 90 Prozent aller Föten mit einem Down-Syndrom abgetrieben werden oder,  dass 80.000 behinderte Menschen nicht wählen dürfen? Zum Teil haben uns die Zahlen ganz schön erschreckt und für reichlich Diskussionsstoff in der Seminargruppe gesorgt. 

Auch die Sprache, in der über Behinderungen berichtet wird, lässt zu wünschen übrig: Sprachbilder wie der an den Rollstuhl gefesselte Behinderte oder die Floskel vom bewundernswerten  Meistern eines schlimmen Schicksals ziehen sich durch Texte und Filme wie zäher Kaugummi, den man nicht mehr aus dem Teppich bekommt. Die behinderten Menschen, um die es eigentlich gehen sollte, spielen oft nur noch eine Nebenrolle oder dienen uns „normalen“ Menschen lediglich zur Selbstvergewisserung, dass wir das Glück haben, unversehrt zu sein.

In den vielen Gesprächen mit behinderten und nichtbehinderten Menschen haben wir gelernt, behinderte Menschen wirklich ernst zu nehmen und mit ihnen und nicht über sie zu berichten. Viel gewonnen ist übrigens schon, wenn man sich die Mühe macht, sich selbst und seinen Umgang mit dem Thema zu hinterfragen – aber das gilt ja eigentlich für jedes Thema…

Silke von Meding

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