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Ein Jugendlicher schaut in den Sonnenuntergang.

Vom Zweifeln und Glauben an sich selbst

In der Zeit des Erwachsenwerdens entstehen häufig Erwartungen und Ansprüche an sich selbst. Ob im Zusammenhang mit der Familie oder Freund*innen, der Schule oder im Alltag – mit Zweifeln hat fast jede*r zu kämpfen. Katharina Gläser wollte erfahren, wie junge Menschen im Laufe des Erwachsenwerdens damit umgehen. Dazu hat sie neun Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwei Fragen gestellt:

1. In welchem Zusammenhang entstehen in deinem Leben Zweifel oder Bedenken?

2. Was machst du in diesen Situationen, um den Glauben an dich selbst zu stärken?

Moritz (10)

„Ich habe manchmal davor Angst, dass das, was ich in Tests in der Schule schreibe, nicht richtig ist.“

„Ich versuche, an etwas Anderes zu denken und mich so von meinen Zweifeln abzulenken.“

Yannik (14)

„Wenn ich an meine berufliche Zukunft denke, kommen mir Zweifel, weil ich noch nicht weiß, was ich werden will und ob ich eine gute Zukunft haben werde.“

„Ich rede mit jemandem, zum Beispiel einem Familienmitglied.“

Marlena (16)

„Vor allem in Bezug auf Schule habe ich häufig Zweifel und Bedenken. Besonders dann habe ich Zweifel, wenn ich nicht die Ziele erreiche, die ich mir gesetzt habe.“

„Ich denke häufig an das zurück, was ich schon in meinem Leben geschafft habe, so merke ich, dass ich die nächsten Hindernisse auch überwinden kann.“

Jasmin (16)

„Zweifel äußere ich am meisten an meinen eigenen Fähigkeiten und Leistungen. Diese stehen oft im Zusammenhang mit Schule, obwohl es auch manchmal mit Hobbies oder Ähnlichem zu tun hat. Durch soziale Medien hat man heutzutage viele Gelegenheiten, sich mit anderen zu vergleichen, was vielleicht nicht immer die beste Idee ist. Dadurch entstehen bei mir oft Selbstzweifel, da es meistens um besser, schöner und größer geht.“

„Um dem Leistungsdruck standzuhalten und die Zweifel nicht überwiegen zu lassen, versuche ich, an Anderes zu denken. Eine große Hilfe dabei ist Musik oder Sport. Auch malen, zeichnen und lesen sind perfekt, um den Kopf mal frei zu bekommen. Ich denke, ein guter Tipp ist, sich so zu nehmen, wie man selbst ist.“

Naim (17)

„Zweifel und Bedenken entstehen in meinem Leben in allen Zusammenhängen, die mir das Gefühl vermitteln, Kontrolle zu verlieren, beziehungsweise Kontrolle abgeben zu müssen.“

„Ich halte an meiner Grundphilosophie fest, ohne konservativ oder verbissen jeglichen Reformationswillen abzulehnen. Ich betrachte stets das Positive und blicke in die Zukunft.“

Lisa (19)

„Als Ersti frage ich mich natürlich schon, ob mein Studiengang der Richtige ist und zweifle manchmal daran, ob ich mein Studium wohl schaffen werde. Zum Beispiel wenn ich gerade nicht verstehe, wie ich meinen Stundenplan erstelle.“

„Ich versuche zu verstehen, wo diese Gedanken herkommen und spreche mit meinen Freunden über das Thema. Das hilft mir immer.“

Valentin (19)

„Immer, wenn ich einen neuen Lebensabschnitt beginne, begleiten mich oft erst Zweifel – etwa bei meinem Auslandsjahr oder meinem Studium, das ich gerade begonnen habe.“

„Was mir dann hilft, ist, mich daran zu erinnern, dass immer dann, wenn ich Bedenken hatte, meistens am Ende alles gut ging. So kann ich mittlerweile viel entspannter an neue Lebenssituationen herangehen.“

Konstantin (21)

„Zweifel und Bedenken begegnen mir in meinem Leben ziemlich oft. Teilweise rattert mein Kopfkino nach den banalsten Situationen immer schneller: „Habe ich gerade wirklich einen guten Eindruck hinterlassen?“ „Hätte ich das nicht besser gekonnt?“ Und dann stellen sich manchmal auch größere Fragen, wie „Tue ich wirklich das, was ich will?“„Ehrlich gesagt denke ich, dass ich in solchen Situationen oft zu wenig tue, um wirklich gestärkt daraus hervorzugehen.

Andererseits bin ich auch überzeugt, dass es gut ist, wenn ich an mir zweifle und mich dadurch weiterentwickeln kann.“

Elena (26)

„Ich zweifele oft daran, dass ich alles schaffe, was ich mir so aufhalse, ob im Studium, Job, Ehrenamt oder private Ziele. Dann denke ich oft, dass mir alles zu viel wird und hinterfrage sowohl meine Entscheidungen in der Vergangenheit als auch das, was die Zukunft bringen mag.“

„Ich führe mir vor Augen, dass in solchen früheren Situationen meist alles gut gegangen ist und was ich bereits alles geschafft habe. Ich versuche mich zu überzeugen, dass ich die nächsten Herausforderungen dann auch meistern kann, auch wenn ich jetzt noch nicht genau weiß, wie.“

Die Aussagen zeigen: In jeder Phase des Erwachsenwerdens tauchen Zweifel und Bedenken auf. Gerade die Schule scheint immer wieder für Unsicherheiten zu sorgen, sodass bereits im Alter von zehn Jahren Zweifel an der eigenen Leistung entstehen. Wird man dann etwas älter und reifer und rückt der Schulabschluss in Sichtweite, geht es mehr und mehr um Bedenken bezüglich der eigenen Zukunft. „Was werde ich später machen?“ oder „Wie kann es sein, dass ich heute schon wieder nicht das geschafft habe, was ich mir vorgenommen hatte?“ sind dabei häufig aufkommende Fragen. Geht es um die Entscheidungen für das, was nach der Schule kommt, und die ersten Erfahrungen des Studiums, bleiben die Zweifel und Bedenken auch dort nicht fern. Fragen wie „Ist dieser Studiengang überhaupt der richtige für mich?“ begleiten viele junge Erwachsene tagtäglich. Nicht nur auf Bildungsebene, auch im Freizeitbereich und vor allem aufgrund der sozialen Medien beginnen viele Jugendliche, an sich selbst und ihrem Leben zu zweifeln. Sie vergleichen sich mit zahlreichen Menschen, die beispielsweise gerade ein Bild ihrer teuren Uhr oder dem Erfolg ihrer Diät gepostet haben und bezeichnen sich selbst dadurch als etwas „Schlechteres“.

Ablenkung und Austausch hilft

Auf die Frage „Was machst du in diesen Situationen, um den Glauben an dich selbst zu stärken?“ haben einige der Befragten trotz der Altersunterschiede ähnliches geantwortet. Viele Jugendliche und junge Erwachsene versuchen sich mit anderen Gedanken oder auch Aktivitäten, wie zum Bei-spiel Sport, Kunst oder Musik, abzulenken. Anderen hilft es besser, sich mit Familienangehörigen und Freund*innen über ihre Probleme auszutauschen und gemeinsam einen Lösungsweg zu finden. „Doch können Zweifel und Bedenken eigentlich nur schlecht sein?“ Ein Blick auf die Antworten der zweiten Frage verrät: „Nein!“. Um sich selbst zu stärken, denken Einige an ihre Vergangenheit und das bereits Erreichte zurück und ziehen daraus Kraft und Energie für ihre Zukunft.

Nachhaltigkeit immer wichtiger

Die 18. Shell-Jugendstudie 2019 hat unter verschiedenen Gesichtspunkten Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren zu ihren Einstellungen, Werten und Gewohnheiten befragt. Ein wichtiger Punkt im Leben zahlreicher Jugendlicher ist ihr zufolge eine bewusste Lebensführung sowie eine nachhaltige Gestaltung von Umwelt und Gesellschaft. In diesem Zusammenhang rückt die zunehmende Sorge um die ökologische Zukunft in den Vordergrund. Den Befragten ist der Schutz der Umwelt mit 71 Prozent sogar wichtiger als ein eigener hoher Lebensstandard (63 Prozent).

Nicht nur die Umwelt, auch das eigene Gesundheitsbewusstsein liegt laut der Studie vier von fünf Jugendlichen am Herzen. Somit ist es ihnen genauso wichtig, wie der Wunsch nach Unabhängigkeit, die Bedeutung von Fleiß und Ehrgeiz sowie der Lebensgenuss.

Bedürfnis nach Sicherheit

Neben diesen Aspekten betrachtete die Shell-Jugendstudie Erfolgsvorstellungen, welche in Bezug auf „Glauben und Zweifel“ eine große Rolle spielen. Sowohl die von mir befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, als auch die Studienteilnehmer*innen streben in ihrem Alltag das Ziel an, ihre Aktionen möglichst gut auszuführen und teilweise sogar mehr zu leisten als andere Personen in ihrem Alter. Wie bereits erwähnt, entstehen Zweifel oft im Zusammenhang mit der Bildung. Auch wenn die Shell-Jugendstudie zeigt, dass viele Jugendliche in Bezug auf ihre bevorstehende Bildungskarriere sehr optimistisch sind, gibt es in dem Bereich zahlreiche Komplikationen: Nur knapp die Hälfte der Jugendlichen, die bereits kritische Bildungsereignisse erlebt haben, blicken zuversichtlich in die Zukunft und bei denen, die Unsicherheiten in der Qualifikationsphase erwarten, sieht es mit weniger als einem Drittel noch bedenklicher aus. Dies hängt hauptsächlich damit zusammen, dass das Bedürfnis nach Sicherheit weiterhin dominiert, wenn es um Entscheidungen in der Berufstätigkeit geht.

Unsicherheiten durch Digitalisierung

Doch wie sieht es eigentlich mit den sozialen Medien aus? Bei meiner Umfrage kamen zu diesem Schwerpunkt Antworten in Bezug auf das Vergleichen mit an-deren Personen heraus, die Verunsicherung und Selbstzweifel hervorrufen können. Die Shell-Jugendstudie zeigt, dass bei den Studienteilnehmer*innen einige weitere Aspekte auftauchen. Drei von fünf Befragten finden ihr zufolge nicht gut, dass sie als Internetuser*innen ein Teil eines Geschäftsmodells sind und die großen Konzerne anhand ihrer Daten Geld verdienen. Genau-so viele fürchten, keine Kontrolle über ihre Daten zu haben und mehr als die Hälfte meinen zudem, dass Hate Speech sowie auch Fake News einen großen Bestandteil des Netzes einnehmen. Neben diesen Sorgen taucht außerdem die Angst davor auf, etwas zu verpassen, wenn man nicht ständig online ist. Mit 40 Prozent ist der Anteil der Befragten, die es für wichtig halten, in den sozialen Netzwerken aktiv zu sein jedoch weniger stark ausgeprägt.

Zweifel, Bedenken und Verunsicherungen; egal in welchem Bereich – sie begleiten gerade uns junge Menschen ständig. Sie lassen uns in jedem Abschnitt unseres Lebens Dinge hinterfragen, lassen uns uns selbst hinterfragen. Und können gerade deshalb ein wertvoller Wegweiser für unsere eigene Zukunft sein.

Katharina Gläser

Katharina Gläser ist 17 Jahre alt und geht in die elfte Klasse eines Gymnasiums. Neben ihrer Leidenschaft zu Büchern hat sie im letzten Jahr durch die JPN das Schreiben für sich entdeckt und freut sich, dadurch einen Teil zum Journal beitragen zu können.

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