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Zwischen Niedersachsen und Europa

„Ich identifiziere mich als europäischer Niedersachse.“ Ein bisschen genervt davon, dass Politiker*innen nie auf den Punkt kommen, sitzen wir irgendwo in einem Konferenzraum im Europaparlament in Brüssel. Doch bei dieser Aussage von Tiemo Wölken muss ich aufhorchen. Ein europäischer Niedersachse… Was soll das denn sein? Die meisten Politiker*innen sind bekannt dafür, in ihren Reden oft um den heißen Brei herumzureden, ohne wirklich auf den Punkt zu kommen. Dieser Ausspruch von Tiemo Wölken jedoch, einem deutschen Mitglied des Europäischen Parlaments und Vertreter Niedersachsens, wirkt anders. Es ist, als würde er eine persönliche Verbindung zu seinem europäischen Dasein herstellen, die über nationale Grenzen hinausgeht.

Die Frage, was es bedeutet, sich als „europäischer Niedersachse“ zu identifizieren, wirft in einem Kontinent, der von vielfältigen Kulturen und Identitäten geprägt ist, zunächst Rätsel auf. Doch der Satz der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, „Europa ist nur so stark wie seine Regionen“, hebt genau die bedeutsame Verknüpfung von Regionalität und Europäertum hervor. Hierbei geht es nicht nur um individuelle Identitäten, sondern um eine kollektive Stärkung Europas durch die Vielfalt seiner Regionen.

Die Herausforderungen, mit denen Niedersachsen konfrontiert ist, wie die Nitratbelastung im Grundwasser oder die Überpopulation von Wölfen, müssen nicht nur auf lokaler Ebene, sondern auch innerhalb der EU Beachtung finden. Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier setzt sich im Ausschuss der Regionen dafür ein und verdeutlicht damit, dass Niedersachsen in seiner Vielschichtigkeit nicht pauschalisiert werden kann.

Tiemo Wölken, als Europaabgeordneter aus dem Bezirk Weser-Ems, geht noch einen Schritt weiter und zeigt, dass seine Identität nicht nur auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Land beschränkt ist. Vielmehr sieht er sich als integrierter Teil einer umfassenderen europäischen Gemeinschaft. Das Selbstverständnis als „Niedersachse“ verankert ihn dabei in einer konkreten regionalen Identität, während das Prädikat „europäisch“ seine Verbundenheit mit einem gemeinsamen europäischen Schicksal betont. Diese dualistische Identitätsauffassung spiegelt sich nicht nur in individuellen Überlegungen wider, sondern trägt auch zur Stärkung der europäischen Einheit durch die Vielfalt der regionalen Perspektiven bei.

Es ist eine Aufforderung, über den Tellerrand der nationalen Perspektiven hinauszublicken und eine gemeinsame europäische Identität zu entwickeln, die über politische und geografische Grenzen hinweg Bestand hat. Die Dynamik zwischen Regionalismus und einem gemeinsamen europäischen Bewusstsein ist nicht nur für Tiemo Wölken relevant, sondern auch für die gesamte EU. In einer Zeit, in der der Zusammenhalt der Union auf dem Prüfstand steht und die Frage nach der europäischen Identität immer wieder gestellt wird, könnte die Verbindung von regionalen Identitäten mit einem starken europäischen Bewusstsein eine mögliche Antwort sein.

Malte Zissel

Malte macht seit September 2023 sein FSJ Politik bei der Jungen Presse Niedersachsen. Zu seiner Schulzeit hat er sich schon in der Schülerzeitung engagiert, sowie im Schulradio mitgearbeitet.

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